Die Fotobox – eine Zeitreise

Unsere Welt mit Handys, Selfies und Digitalfotos gibt es eigentlich noch nicht lange… und schon sehnen wir uns zurück nach den Bildstreifen aus dem Fotoautomaten der 80er Jahre. So vermieten immer mehr Anbieter ihre modernen Fotoboxen für festliche Anlässe. Doch für die Zeitgenossen vor 250 Jahren war es noch gar nicht denkbar, überhaupt ein Bild von sich selbst in den Händen zu halten, geschweige denn, eines selber ohne Fotografen zu erstellen... bis 1888 die ersten „Apparaten zur selbstthätigen Herstellung von Photographien“ erfunden wurden. Eine unglaubliche Entwicklung, die wir uns näher anschauen wollen! Reisen wir zurück in die Zeit:

Wir wollen Bilder von uns selbst!

Im Jahr 1826 wurde die Fotografie geboren. Erstmals in der Geschichte wurde mit einer Camera Obscura ein Moment bildhaft festgehalten – eine Sensation! Ein langer Weg und viele Entwicklungsschritte später kamen 1888 die ersten kreativen Köpfe auf die Idee, dass man Bilder von sich selbst schiessen könnte. In den USA und in Frankreich wurden die ersten Patente angemeldet und ein Jahr später erhielten auch in Deutschland drei Erfinder das Reichspatent für ihren «Apparat zur selbstthätigen Herstellung von Photographien». Doch erst der Franzose T.E. Enjalbert konnte an der Pariser Weltausstellung 1889, für die auch der Eiffelturm gebaut wurde, eine erste funktionsfähige Maschine präsentieren. Für diesen «automatischen» Prozess wurde ein eigener Raum und fast 20 Mitarbeiter benötigt.

Erste Fotobox 1890

Fröhliche Bilder auf Metall

Wohl inspiriert von dieser Neuheit explodierten in der Folge die Zahl der Patentanmeldungen. 1890 brachte Conrad Bernitt aus Hamburg dann den ersten Fotoautomaten auf den Markt, der auch Geld einbrachte: Der sogenannte Bosco-Photographieautomat. Die Qualität der Fotos war zwar nicht umwerfend, aber er erheiterte die Gemüter auf Jahrmärkten und Volksfesten. Denn anders als auf den arrangierten Studio-Fotografien dieser Zeit nahmen die Leute ganz von selbst lustige Posen ein und schauten fröhlich in die Kamera. Ungefähr 3 Minuten später hielten sie dann ihre Ferrotypie in den Händen: Eine auf schwarz lackiertem Blech gedruckte Fotografie mit erhöhtem Rand. Ein «mechanisches Kunstwerk», wie es auch Conrad Bernitt auf der Rückseite seiner Fotografie anpries:

Bosco-Photobooth Bild Rückseite
Bild aus dem ersten Fotoautomaten 1890

Tschüss Metallplatte – hallo Bildstreifen

In den folgenden Jahren wurden die Verfahren laufend verbessert. Anfang des 20. Jahrhunderts erfand die «Chemische Fabrik auf Aktien» den Bildstreifen mit den Negativ-Positiv-Prozess, wobei der Bildstreifen zusammen mit dem Negativ aus dem Fotoautomaten ausgeworfen wurde.

Fotos in der Kabine: nehmen Sie Platz!

Bis 1925 der Amerikaner Anatol Josepho die Fotokabine erfand, waren die Fotoautomaten noch freistehend. Er baute um seine «Photomaton» eine Kabine und stellte diese auf dem Broadway in New York auf. Für 25 Cent konnten die Besucher innerhalb von 10 Minuten 8 Fotos mit nach Hause nehmen. Ein Riesenerfolg!

Erfolg dank Vorhang

Irgendwann wurden die Photomaton-Automaten auch in Kaufhäusern aufgestellt – da dort das Blitzlicht störte, wurden sie mit Vorhägen ausgestattet, was dieser Fotobox erst recht den Erfolg brachte. Die Menschen konnten ungestört Bilder von sich selbst schiessen, was für alle völlig ungewohnt und ein neuartiges Erlebnis war.

Geschichte der Fotobox Fotokabine am Broadway New York

Der schwarz-weisse Bildstreifen aus der Fotokabine: Nostalgie pur!

In Europa kamen die Fotokabinen erst nach dem zweiten Weltkrieg in Mode und zur Jahrtausendwende konnte man an gefühlt an jeder Ecke in einen Fotoautomaten steigen. Eine Ära, die beim Gedanken daran bei manchen von uns nostalgische Gefühle aufkommen lassen. Sich in Pose werfen, das Geräusch, wenn die Fotostreifen vom Automaten ausgeworfen werden, die stylishen schwarz-weiss-Fotos… wunderbar. 

Doch alles hat ein Ende…

Dank der Digitalfotografie wurde es wesentlich einfacher, Fotoautomaten zu bauen, weil das Bild ohne einem auf Chemie basierenden Entwicklungsprozess zustande kam. Doch als die ersten Kodak-Kameras auf den Markt kamen und die Technik immer weiter fortschritt, so dass man keinen Fotoautomaten mehr brauchte, um Bilder von sich zu schiessen, verschwanden sie nach und nach wieder von der Bildfläche.

…nur der Photobooth lebt!

Und doch sehnt man sich manchmal zurück nach dem guten alten Polaroid, dem Fotostreifen, nach etwas „Echtem", das man in den Händen halten kann. Und so kamen die Fotoboxen Anfang der 2000er Jahre wieder in Mode – damals noch so gross, dass sie mit einem Lieferwagen an die Hochzeit transportiert werden mussten. Heute sind sie kompakter, manchmal sogar versendbar, oder werden eben als Photobooth, integriert in einen VW-Bus  direkt zum Event gefahren. Die Fotos erhält man digital über eine Online-Galerie, mit Sofort-Ausdruck… oder wie bei VW Bus Bern im Polaroid-Stil wo sich das Bild vor den eigenen Augen entwickelt. 2019 waren wir die ersten, und sind immer noch die einzigen, welche in den Oldtimer wieder die Technik seiner Zeit packten.

Denn diese Nostalgie zelebrieren wir. Unser oranges VW-Büssli als Photobooth, digitale Bilder mit analogen Fotoabzügen welche sich in den Händen der gespannten Gäste selber entwickeln.